Mobilität fördert Wohlbefinden
Unzählige Kinder auf der ganzen Welt erreichen derzeit nicht das von der WHO empfohlene Maß an körperlicher Aktivität und zeigen immer häufiger physische und psychische Symptome. Juliane Stark stellt im Interview das Projekt TRA:WELL vor, das unter anderem untersucht, welchen Beitrag aktive Mobilitätsformen zur Erfüllung der Bewegungsempfehlungen leisten können.
Zur Person
Juliane Stark ist assoziierte Professorin mit dem Schwerpunkt „Nachhaltige Verkehrsentwicklung“ am Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur Wien. Nach Abschluss des Studiums (Universität Rostock, 2004) war sie als Forschungsassistentin am Institut für Verkehrswesen tätig und schloss im Jahr 2010 ihre Promotion ab. Seit 2015 ist sie stellvertretende Institutsleiterin. 2019 erhielt sie die venia docendi für das Fach Verkehrsplanung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Mobilitätsverhaltensforschung (insbesondere Kinder-/Jugendmobilität) sowie Erhebungs- und Bewertungsverfahren. Neben ihrer Tätigkeit als Projektleiterin nationaler und internationaler Forschungs- und Bildungsprojekte lehrt sie in unterschiedlichen Studiengängen der Universität für Bodenkultur und von 2009 bis 2020 als externe Lektorin an der FH Technikum Wien.
Kontakt:
Assoz.-Prof. Priv.-doz. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Juliane Stark
Universität für Bodenkultur Wien
Peter-Jordan-Str. 82
1190 Wien
E-Mail: juliane.stark@boku.ac.at
Frau Prof. Stark, würden Sie uns das Projekt TRA:WELL kurz vorstellen?
Juliane Stark:TRA:WELL steht für „Transport and Wellbeing“. Ziel des Projekts ist es, den Zusammenhang zwischen aktiver, eigenständiger Mobilität und dem Wohlbefinden von Kindern zu untersuchen. Zu diesem Thema gibt es bisher kaum Forschung in Österreich, aber auch international ist es ein neues Forschungsfeld.
Bei dem Projekt kooperieren Sie mit Schulklassen.
Wir arbeiten mit jeweils einer Klasse aus drei Schulen zusammen, dem BRG 19 Krottenbachstraße und dem Billrothgymnasium in Wien sowie der AHS Korneuburg. Die Schülerinnen und Schüler sind zwischen 11 und 14 Jahre alt und werden bei uns aktiv in den Forschungsprozess eingebunden.
Wie werden die Schülerinnen und Schüler einbezogen?
Zumeist sind Kinder ausschließlich Forschungsobjekte, bei uns können sie in die Rolle von Forscherinnen und Forschern schlüpfen. In Workshops haben wir gemeinsam mit ihnen das Erhebungsdesign der Untersuchung entwickelt. Mit einem Online-Fragebogen haben wir die Mobilität, das Aktivitätsverhalten und das tägliche Wohlbefinden der Kinder erhoben. Vorab haben wir gemeinsam erarbeitet, was sie unter Wohlbefinden verstehen und welche Einflussfaktoren es gibt. So konnten wir den Fragebogen kindgerecht und gut verständlich gestalten.
Wie lief die Forschung ab?
Die Kinder haben über eine Zeitspanne von sieben Tagen täglich einen Fragebogen ausgefüllt und parallel dazu einen Fitnesstracker getragen. So konnten wir untersuchen, welchen Beitrag aktive Mobilitätsformen zur Erfüllung der Bewegungsempfehlungen leisten können.
Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Die erhobenen Daten zeigen, dass die Kinder die Bewegungsempfehlung im Schnitt an 3,9 von 7 Tagen erfüllen. Das gilt allerdings nur für ihre physische Aktivität an Zielorten. Bezieht man ihre aktive Mobilität mit ein, erhöht sich der Wert um 0,7 Tage. Es wäre ein beträchtlicher Beitrag zur Erfüllung der Bewegungsempfehlungen, wenn wir es schaffen, diese Mobilitätsform noch mehr in den Alltag von Kindern zu integrieren!
Konnte ein Zusammenhang zwischen Bewegung und dem Wohlbefinden von Kindern hergestellt werden?
Die Daten zeigen in der Tat Zusammenhänge zwischen aktiver Mobilität und Wohlbefinden. Das Wohlbefinden der Kinder war dann höher, wenn sie längere sogenannte „undirected trips“ hatten. Das sind Wege, die kein Ziel haben. Auch wenn sie mit dem Fahrrad gefahren sind, war ihr Wohlbefinden höher. Wichtig war dabei nicht wie viel, sondern dass sie überhaupt mit dem Rad gefahren sind. Auch die intensive und moderate Bewegung an den Zielorten wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.
Gibt es weitere Aspekte, die im Rahmen des Projekts untersucht wurden?
Ja. Aktuell untersuchen wir den Zusammenhang zwischen dem Mobilitätsverhalten von Kindern und der bebauten Umwelt. Wir möchten herausfinden, wie Kinder verschiedene Umgebungen wahrnehmen und inwiefern die bebaute Umwelt kinderfreundliche Mobilität fördern kann. Das ist die letzte Phase des Projekts.
Wie geht es danach weiter?
Die Inhalte unserer Forschung sollen auch nach Abschluss des Projekts in Schulen behandelt werden. Dafür bereiten wir Lehrmaterialien zum Thema Aktive Mobilität und Wohlbefinden sowie zum Thema Verkehrssicherheit vor. Aktuell planen wir außerdem die Abschlusskonferenz im Juni: Die drei teilnehmenden Klassen besuchen uns am Institut und es werden ausgewählte Forschungsergebnisse präsentiert. Es findet auch eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Rednerinnen und Rednern statt, denen die Kinder Fragen stellen können. Anschließend verlesen die Schülerinnen und Schüler ein Manifest für aktive, sichere und eigenständige Mobilität.
Zur Person
Juliane Stark ist assoziierte Professorin mit dem Schwerpunkt „Nachhaltige Verkehrsentwicklung“ am Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur Wien. Nach Abschluss des Studiums (Universität Rostock, 2004) war sie als Forschungsassistentin am Institut für Verkehrswesen tätig und schloss im Jahr 2010 ihre Promotion ab. Seit 2015 ist sie stellvertretende Institutsleiterin. 2019 erhielt sie die venia docendi für das Fach Verkehrsplanung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Mobilitätsverhaltensforschung (insbesondere Kinder-/Jugendmobilität) sowie Erhebungs- und Bewertungsverfahren. Neben ihrer Tätigkeit als Projektleiterin nationaler und internationaler Forschungs- und Bildungsprojekte lehrt sie in unterschiedlichen Studiengängen der Universität für Bodenkultur und von 2009 bis 2020 als externe Lektorin an der FH Technikum Wien.
Kontakt:
Assoz.-Prof. Priv.-doz. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Juliane Stark
Universität für Bodenkultur Wien
Peter-Jordan-Str. 82
1190 Wien
E-Mail: juliane.stark@boku.ac.at