Angst nehmen – Vertrauen stärken!

Das Projekt „Radeln & Rollern“ setzt auf aktive Mobilität am Schulweg.
Maria Wiesinger von der Wiener Gesundheitsförderung hat uns alle Fragen zum Projekt beantwortet.

Zum Projekt

Radeln & Rollern ist ein Projekt der Wiener Gesundheitsförderung und wird mit dem Verein Schulterblick umgesetzt sowie vom Fonds Gesundes Österreich gefördert. Das Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien übernimmt die externe Evaluation.

Webtipp:www.wig.or.at/RadelnRollern

Frau Wiesinger, worum geht es beim Projekt „Radeln & Rollern“?
Maria Wiesinger: Es geht um das Thema aktive Mobilität. Jede Form der Fortbewegung aus eigener Muskelkraft, um von A nach B zu kommen, wird als aktive Mobilität bezeichnet. Dazu gehören vor allem Zufußgehen und Radfahren, aber auch das Nutzen von Scootern, Tretrollern oder Skateboards. Wir möchten einen aktiven und gesunden Schulweg und dabei im speziellen das Radfahren und das Rollerfahren fördern. Bewegung ist ganz wichtig, denn es zeigt sich, dass mit zunehmendem Alter die Bewegungsempfehlungen nicht mehr erreicht werden. Kinder und Jugendliche sollten mindestens 60 Minuten pro Tag mit mittlerer Intensität körperlich aktiv sein. Die Bewegung auf Alltagswegen – etwa der Schulweg – kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten wir leider nicht alle Projektschritte wie geplant umsetzen. Dennoch haben wir versucht, uns so gut wie möglich auf das Projekt vorzubereiten: In der ersten Phase haben wir Unterrichtsmaterialien zusammengestellt, mit den Schulen das Projekt geplant und uns mit verschiedenen Organisationen, wie beispielsweise der Mobilitätsagentur vernetzt.

An welche Altersgruppe richtet sich das Projekt?
„Radeln & Rollern“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Schulstufe – also Zehn- bis Zwölfjährige –, an deren Familien und an das Lehr- und Betreuungspersonal. Es nehmen vier Wiener Schulen teil, mit dabei sind sowohl MS als auch AHS Unterstufe. Das Projekt läuft von Jänner 2020 und bis Juni 2022.

Wie läuft „Radeln & Rollern“ an den Schulen ab?
Es nehmen jeweils zwei erste oder zweite Klassen pro Schule teil. Diese haben von uns bereits Informations- und Unterrichtsmaterial – die Mobilitätsmappen bekommen. Damit können die Lehrpersonen das Thema mit den Schülerinnen und Schülern bereits vorbereiten und in die Thematik hineinkommen. Zudem gibt es zu Beginn Fragebögen für Schüler*innen und Eltern, die in Zusammenarbeit mit der Universität Wien/ Institut für Sportwissenschaften ausgewertet werden. Da geht es darum, wie die Kinder in die Schule kommen, ob sie überhaupt ein eigenes Fahrrad oder einen eigenen Roller besitzen, ob die Eltern ihren Kindern den Schulweg auf Rad und Roller zutrauen und vieles mehr. Gerade in Wien ist es im innerstädtischen Bereich manchmal eine Herausforderung, mit dem Rad bzw. dem Roller unterwegs zu sein. Da wollen wir auch sensibilisieren und Vertrauen schaffen.

Welche Aufgabe hat das Mobilitätsteam?
Das Mobilitätsteam besteht aus Lehrpersonen, aus Elternvertreter*innen und Elternvertreter*innen sowie Schülerinnen und Schülern. Da ist angedacht, dass sich die Teams der vier teilnehmenden Schulen untereinander vernetzen – wie sieht die Schulumgebung bei den jeweils anderen Schulen in Hinblick auf Abstellplatze und Verkehrssituation aus, wo kann man sich vielleicht etwas abschauen. In Ideenwerkstätten können die Schulen selbst erarbeiten, was sie gerne im Mobilitätsbereich umsetzen wollen. Dafür gibt es auch ein Mobilitätsbudget von bis zu 2.600 Euro pro Schule zur Verfügung.

Was passiert bei den geplanten Workshops an den Schulen?
Die Workshops sind der Kern des Projektes und wir hoffen, dass wir nach Ostern mit den Sensibilisierungs- und Rollerworkshops starten können. Dort werden die Schülerinnen und Schüler mit dem Konzept der aktiven Mobilität vertraut gemacht sowie der Projektablauf besprochen. Weiters erheben wir mit den Schülerinnen und Schülern, wie die Schulumgebung gestaltet ist, aus welchem Umkreis sie zur Schule kommen und ob sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder vielleicht ohnehin bereits mit dem Rad oder dem Roller in die Schule kommen.

Geht es dann auch in die Praxis?
Ja, es wird Rollerworkshops vor der Schule oder im Schulhof geben. Dabei geht es auch darum, wie man mit anderen Verkehrsteilnehmer*innen im Straßenverkehr kommuniziert, das ist ganz wichtig. Zum Beispiel, dass man sich beim Zebrastreifen rückversichert, ob man auch wirklich fahren kann oder nicht. Die Radfahrschule Schulterblick hat für uns dazu ein Konzept erarbeitet.

Gibt es das auch für die Radfahrerinnen und Radfahrer?
Ja, ab Mai möchten wir mit den Fahrradworkshops starten. Diese sollen im realen Verkehrsraum stattfinden und nicht im Schonraum – zum Beispiel Verkehrsgarten. Dazu wird – voraussichtlich am Beethovenplatz – eine Fläche gesperrt, auf der ein Parcours aufgebaut wird. Außerdem gibt es einen Theorieteil, in dem es um Verkehrszeichen, Verkehrssicherheit und in Fallbeispielen wieder um die Kommunikation unter den Verkehrsteilnehmer*innen geht. Im Anschluss fahren die Schülerinnen und Schüler mit den Trainerinnen und Trainern am Wiener Ring und erproben das Erlernte. Auch jene, die noch nicht (gut) radfahren können, dürfen natürlich am Workshop teilnehmen und im Schonraum üben.

Wie werden die Eltern noch in das Projekt miteinbezogen?
Wir wollen das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder stärken, daher gibt es die Schulwegbegleitung. Dabei fahren Mobilitätsexpert*innen gemeinsam mit Familien den Schulweg von zu Hause bis zur Schule mit dem Rad oder dem Roller ab. Dabei wird unter anderem darauf geachtet, ob es herausfordernde Situationen am Schulweg gibt, die man entschärfen kann – oder, ob es vielleicht eine bessere Alternativroute gibt. Das Ziel ist, dass die Kinder auf ihrem Schulweg dann wirklich sicher alleine fahren können.

Wie kann man die Lehrerinnen und Lehrer noch besser beim Thema aktive Mobilität unterstützen?
Wir bieten den Lehrkräften an, Fortbildungen im Bereich Mobilität zu machen. Da gibt es gute Angebote zum Beispiel vom Klimabündnis oder an Pädagogischen Hochschulen. Das unterstützen wir mit bis zu 400 Euro pro Schule, je nachdem, wie viele Lehrkräfte teilnehmen wollen. Zusätzlich bieten wir begleitende Unterrichtsmaterialien an.

Was hätten Sie am Projektende bei den Schülerinnen und Schülern gerne erreicht?
Unser Ziel ist es, dass die Schüler*innen begeistert vom Projekt erzählen und regelmäßig mit dem Rad oder dem Roller in die Schule fahren. Und dadurch fit und aktiv im Unterricht sitzen und sich besser konzentrieren können. Die Eltern können ihren Kindern zutrauen, den Schulweg mit Rad und Roller gut zu bewältigen – denn die können das und gewinnen zusätzlich an Selbstvertrauen.

Zum Projekt

Radeln & Rollern ist ein Projekt der Wiener Gesundheitsförderung und wird mit dem Verein Schulterblick umgesetzt sowie vom Fonds Gesundes Österreich gefördert. Das Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien übernimmt die externe Evaluation.

Webtipp:www.wig.or.at/RadelnRollern