„Lehrpersonen als Expert:innen und Multiplikator:innen“

Ein Interview mit Landesreferentin Liselotte Primschitz.

Zur Person

Liselotte Primschitz ist Lehrerin, ÖJRK-Referentin und seit dem Schuljahr 2022/23 Landesreferentin für Verkehrs- und Mobilitätsbildung in der Steiermark, wo sie an der Pädagogischen Hochschule Steiermark auch für die Aus- und Fortbildungen im Bereich der Verkehrs- und Mobilitätsbildung zuständig ist.

Frau Primschitz, wie haben Sie sich in Ihrer Aufgabe als Landesreferentin für Verkehrs- und Mobilitätsbildung in der Steiermark eingelebt?
Liselotte Primschitz: Danke, sehr gut! Mir liegt das Thema wirklich am Herzen und deswegen fällt es mir auch leicht, in diesem Bereich tätig zu sein. Außerdem habe ich ein gutes Netzwerk um mich herum und bekomme in meinem Team viel Unterstützung. Ich sehe mich als Schnittstelle für Lehrer:innen, Eltern und Institutionen. Ich beantworte Fragen oder leite sie an die richtigen Stellen weiter, so dass jede:r alle Informationen erhält, die zum Thema Verkehrs- und Mobilitätsbildung benötigt werden.

Warum ist Ihnen das Thema Verkehrs- und Mobilitätsbildung ein großes Anliegen?
Als Mutter achte ich im Alltag automatisch darauf, dass ich mit meinem Kind sicher im Straßenverkehr unterwegs bin. Da ist man natürlich mit Regeln konfrontiert, egal ob man am Fahrradweg unterwegs ist oder Schienen überqueren muss. Und ich fände es toll, wenn den Kindern das Verhalten im Verkehr und die Verkehrsregeln auch in der Schule immer wieder ganz nebenbei bewusst gemacht werden.

Wie ist die Verkehrs- und Mobilitätsbildung üblicherweise im Volksschul-Unterricht vertreten?
Verkehrserziehung ist nicht fix im Stundenplan verankert, sondern wird als verbindliche Übung in der Volksschule angeboten. Die Lehrpersonen sind verpflichtet, zehn Stunden im Jahr zu unterrichten. Ein starker Fixpunkt ist dabei die freiwillige Radfahrprüfung in der vierten Klasse. Es ist den Lehrenden überlassen, wie sie Verkehrs- und Mobilitätsbildung in den Unterricht einfließen lassen.

Wie kann man den Lehrpersonen dabei unter die Arme greifen?
Ich wünsche mir, dass es den Lehrer:innen so einfach wie möglich gemacht wird, ab der ersten Klasse Verkehrs- und Mobilitätsbildung zu unterrichten. Es gibt dazu bereits Unterlagen vom Kuratorium für Verkehrssicherheit, der AUVA und vom Bundesministerium, aber man muss sie nutzen und man muss sie kennen.

Sind auch neue Initiativen und Unterlagen geplant?
Beim ÖJRK gibt es ein Projekt, das im Moment noch in den Kinderschuhen steckt. Wir haben die Idee, dass wir die Verkehrs- und Mobilitätsbildung von der ersten Klasse an aufbauend anbieten. Das Ziel ist es, lehrplankonform ein Konzept anzubieten, mit dem die zehn Unterrichtsstunden Verkehrs- und Mobilitätsbildung abgedeckt werden. Die Schüler:innen bekommen dann zum Beispiel einen Ausweis, dass sie verkehrsfit oder straßenfit sind. So werden sie bis hin zur freiwilligen Radfahrprüfung geführt.

Warum ist so ein durchgängiges Konzept wichtig?
Wenn man ab der ersten Klasse die Verkehrs- und Mobilitätsbildung durch passende Unterrichtsmaterialien in den Fokus rücken kann, wachsen die Kinder damit auf und erlangen spielerisch Verkehrs- und Mobilitätskompetenzen. Die Materialien dazu gibt es – jetzt müssen die Lehrer:innen nur davon wissen und sie auch annehmen.

Wie bringen Sie die Informationen zu den Unterrichtsmaterialien an die Lehrpersonen?
Bei den Fortbildungen an der Pädagogischen Hochschule informieren wir die Lehrer:innen diesbezüglich, auch über die Bildungsdirektion werden regelmäßig Informationen und Angebote direkt an die Schulen geschickt. Von außerschulischen Institutionen gibt es Referent:innen die ihre Projekte und Unterlagen an den Schulen präsentieren.

Welche Neuerungen gibt es beim Thema Fortbildungen für Lehrer:innen?
Wir werden die Fortbildungen komprimierter und gezielter gestalten, um den Lehrer:innen entgegenzukommen. Sie können wählen, worauf sie den Fokus legen wollen: Verkehrs- und Mobilitätsbildung, Unterrichtsinhalte oder das Radfahrtraining. Ich hoffe, dass das gut angenommen wird!

Was können die Lehrer:innen aus den Fortbildungen in den Schulalltag mitnehmen?
Sie sollen sich nach der Fortbildung fit fühlen, als Expert:innen die Verkehrs- und Mobilitätsbildung an ihrer Schule zu unterrichten und ihr Wissen weiterzugeben. Mein Wunsch wäre es, dass es pro Schulstandort eine Person gibt, die diese Fortbildungen besucht hat und als Multiplikator:in fungieren kann.    

Wie ist Ihr persönlicher Zugang zum Thema Mobilität?
Ich wohne in Graz und bin hauptsächlich mit dem Fahrrad unterwegs, weil das in Graz gut funktioniert. Auch bei meinen Kindern ist es mir wichtig, dass sie sich sicher mit Öffis und Fahrrad durch die Stadt bewegen. Wir haben zwar auch ein Auto, aber das benutzen wir relativ selten.

Gibt es ein Thema/ein Projekt, das Sie in Zukunft gerne anstoßen wollen?
Mir ist es ein großes Anliegen, dass der Zugang zur Verkehrs- und Mobilitätsbildung leichter gemacht wird. Dass die Lehrer:innen mit bewährten und neuen Unterlagen des BMBWF, des ÖJRK und anderen Organisationen ein Rüstzeug haben, um das Thema an der Schule gut für Schüler:innen und Eltern zugänglich zu machen. So können sie auch ihren Unterricht einfach und problemlos gestalten. Wünschenswert wäre differenziertes Unterrichtsmaterial für Pädagog:innen, damit auch Kinder mit Beeinträchtigungen inklusiv teilhaben können.

Zur Person

Liselotte Primschitz ist Lehrerin, ÖJRK-Referentin und seit dem Schuljahr 2022/23 Landesreferentin für Verkehrs- und Mobilitätsbildung in der Steiermark, wo sie an der Pädagogischen Hochschule Steiermark auch für die Aus- und Fortbildungen im Bereich der Verkehrs- und Mobilitätsbildung zuständig ist.